Geschichten aus dem Wiener Wald
von Ödön von Horváth
Eine Puppenklinik, eine Fleischerei, ein Tabakladen, eine heile Welt. Mariannes Vater, der ›Zauberkönig‹, ist Inhaber der Puppenklinik. Der Nachbar und Bräutigam Oskar besitzt die Fleischerei. Alles in der ›stillen Straße im 8. Bezirk‹ ist so, wie es sein soll, wie es immer war. Deshalb muss alles anders werden. ›Du wirst meiner Liebe nicht entgehen‹ sagt Oskar zu Marianne und schenkt ihr Bonbons in Goldpapier. Doch sie hat ›oft so eine Sehnsucht‹ und will hoch hinaus. Am Verlobungstag an der Donau liegt sie plötzlich Alfred, dem Pferdewetten-Alfred, im Arm und sagt:
MARIANNE: Du – wie der Blitz hast du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten.
ALFRED: Du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor dir in seelischer Hinsicht.
MARIANNE: Und ich geh direkt aus mir heraus und schau mir nach – (…) Von dir möcht ich ein Kind haben –
Ein Jahr später: Marianne ist vom Vater verstoßen, hat ein Kind, keinen Job und einen Vorstadt-Casanova, der sie lieber wieder los wäre. Die Spirale führt abwärts: Verkupplung als Nackttänzerin, Diebstahl, Gefängnis.
„Ich bin nämlich eigentlich ganz anders,
aber ich komme nur so selten dazu“
Ödön von Horvath
Ödön von Horváth wurde 1901 im heutigen Rijeka als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten und einer ungarisch-deutschen Mutter geboren. 1924 zog er nach Berlin, wo er die Volksstücke schrieb, mit denen er berühmt wurde. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, konnte er nicht mehr mit Aufführungen in Deutschland rechnen. 1938 emigrierte er über Budapest und Prag nach Paris, wo er noch im gleichen Jahr auf den Champs Elysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen wurde.
Horvaths Stücke
In Horvaths Stücken geht es immer um Menschen und ihre Versuche, glücklich zu werden. Bei aller Gesellschaftskritik treibt sie letztlich die Sehnsucht nach der Versöhnung. Sie meinen es gut und trotzdem gelingt fast nichts. Sie erscheinen komisch und herzzerreißend zugleich.
Wir spielen – einen Sommer lang, jedes Jahr, mit viel Musik, Tanz und einer großen Liebe zu den meist klassischen Texten.
Ensemble 2020
Regie: Andrea Pinkowski
Schauspiel: Valentin Bartzsch, Jasmin-Loreen Besemer, Tonia Fechter, Jona Hansen, Jacob Meinecke, Valentin Schade, Stephan Sitaras, Elisabeth Taraba, Mora Thurow
Musik: Karl Neukauf
Regieassistenz: Leonie Wild
Kostümbild: Nele Ahrens
Bühnenbild: Nele Ahrens
Bühnenbildassistenz: Delphine Pinkowski
Tanzchoreographie: Johanna Joerns
Licht: Gerhard Rolfes
Dramaturgie: Andrea Pinkowski
Dramaturgieassistenz: Elisabeth Taraba, Leonie Wild
Produktion: Benjamin Kolass, Elisabeth Taraba, theaterBurg Roßlau e.V